heilpädagogisches Förder- und Therapiekonzept
bei Dyskalkulie - Rechenschwäche und Wahrnehmungsstörungen
Warum ist das Thema Wahrnehmung und Sensorische Integration dabei so wichtig?
Damit das Leben gelingt, müssen wir uns geistige, körperliche und seelische Handlungskompetenzen (Fähigkeiten) aneignen, wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Geschicklichkeit, soziales Verhalten, Ausbildung lebenspraktischer Fertigkeiten usw. Diese benötigen als Voraussetzung eine differenzierte Wahrnehmung und deren Integration.
Bildung ist die Welt und mich selbst mit meinen Grenzen zu erfassen und angemessen handeln zu können.
Dafür muss ich mich und die Umwelt kennen und verstehen, also „wahrnehmen“.
Die Wahrnehmungen einer Zecke beschränken sich auf Riechen (Buttersäure, Milchsäure etc..) und sie kann Lichtveränderungen und Bewegung wahrnehmen. Das reicht, um ihr Leben zu bestreiten. Sie lauert im Gebüsch und wenn sich ein Lebewesen nähert und sie Buttersäure (Schweiß, Atem), Bewegung und Schatten wahrnimmt lässt sie sich einfach fallen und hat ihr Lebenswerk vollbracht.
Obwohl Mensch und Zecke in der gleichen Umgebung leben, nimmt die Zecke die Welt ganz anders wahr.
Der Wahrnehmungsentwicklungsbaum
Gute Schulleistungen sind wie Früchte eines Baumes. Sie benötigen gute Entwicklungsbedingungen um zu heranzureifen.
Früher haben wir gelernt, das wir fünf Sinne besitzen mit denen wir wahrnehmen:
Diese sind aber lediglich unsere Fernsinne, die uns die Informationen über unsere Umwelt liefern.
Wichtiger und grundlegender (und das ist mein Hauptanliegen) sind aber noch die Körpernahsinne für die Entwicklung. Deren Funktionsweisen sind mit den Wurzeln unseres Entwicklungsbaumes vergleichbar. Sie geben uns Informationen über unseren Körper. Als sogenannte „basale Wahrnehmung“ findet das eher im Verborgenen statt und wird deshalb häufig übersehen und unterschätzt.
Beispiel zu Körpernahsinne: Wir haben vom Zahnarzt eine Betäubung erhalten. Folge: Sprechen, Essen, Trinken gelingt nicht so recht, da wir Lippen, Zunge usw. nicht so recht steuern können und sie uns auch keine Rückmeldung über die ausgeführten Bewegungen geben.
Alle einzelnen Sinneswahrnehmungen müssen noch gefiltert und bewertet (wichtig oder unwichtig), verarbeitet, sortiert, verglichen, eingeordnet und miteinander verknüpft werden.
Diesen Vorgang nennt man „Sensorische Integration“.
Beispiel: Wenn ich die Straße überqueren will, muss ich die herannahenden Autos und deren Entfernung und Geschwindigkeit wahrnehmen. Wenn ich aber in gleicher Intensität die Automarke, die Insassen, die Farbe, die Antenne, den Straßenbelag, die Straßenwerbung, andere Fußgänger, deren Hunde usw. registriere, dann kann mir evtl. das wesentlichste, nämlich das mit überhöhter Geschwindigkeit heranrasende Auto, entgehen.