heilpädagogisches Förder- und Therapiekonzept
bei Dyskalkulie - Rechenschwäche und Wahrnehmungsstörungen
Wenn man sich mit dem Hintergrund der Störung beschäftigt hat, weiß man, dass die Grundlagen zur Rechenfähigkeit schon sehr früh angelegt werden. Daher sind vor allem Prävention und das Wissen um eine entwicklungsfördernde Kleinkinderziehung von Bedeutung.
Vorbeugende Maßnahmen können aus der Beschreibung der Ursachen, Diagnostik und Förderung abgeleitet werden (Stichworte: Bewegungsarmut, Reizüberflutung, Hektik, einseitige Sinnesstimulation, z.B. durch das Fernsehen). Auf den Seiten zu den "Ursachen der Rechenschwäche - Dyskalkulie" können Sie viel auch zum Thema "Vorbeugung" ableiten.
Sabine Schillig und Therese Prochinig sind erfahrene Dyskalkuliespezialisten und geben kompetente Spiel- und Lernanregungen für den Alltag.
Die kognitive Entwicklung (Wahrnehmen, Lernen, Erinnern und Denken) kann man mit einem Baum vergleichen. Jeder möchte die schönen Früchte genießen. Aber man kann sie nicht erzwinge. Nur wenn der Baum gut versorgt ist und wenn Wurzeln, Stamm, Zweige und Blätter gleichmäßig und stetig wachsen ist er in der Lage regelmäßig und zunehmend mehr Früchte zu tragen und Stürme und Trockenzeiten zu überstehen.
Wichtig ist eine Förderung aller Sinnesbereiche und deren Verknüpfung untereinander. Hierfür ist ein besonderes Augenmerk auf die leicht zu übersehenden Basis- bzw. Körpersinne zu legen. Sie bestimmen die Eigen- bzw. Körperwahrnehmung und werden gefördert durch einfache Bewegungs- und Spiel- und Berührungsmöglichkeiten.
Ebenso sinnvoll ist für das Kind eine angemessene Beteiligung an Hausarbeit, bzw. Alltagstätigkeiten, Reduzierung der Spielsachen und weniger Autofahrten.
Am Beispiel des Wahrnehmungsentwicklungsbaumes und der Sensorischen Integration wird es deutlich: Durch die Ausbildung, Verfeinerung und Verknüpfung der einzelnen Sinnesmodalitäten erwachsen die Grundvoraussetzungen der kognitiven Fähigkeiten (deren Nichtvorhandensein eben dann zu den beschriebenen Leistungseinbrüchen führt).
Schließlich handelt es sich hier nicht um eine anstrengende Therapie, sondern um eine allgemeine Sinnes- und Entwicklungsförderung, die grundsätzlich jedem Kind gut tut.
Wenn, wie es von höchster Ebene erklärt wird, Bildung unser Kapital ist, dann muss diese vollmundige Aussage auch Konsequenzen für die Säuglings- und Kleinkinderziehung haben. Bildung beginnt eben nicht erst in der Schule, oder gar in der Universität. Die Grundlagen werden, wie wir heute wissen, eben schon weit früher gelegt. Dieses Wissen muss auch Eingang in die Gesellschaft, die Politik, in das gesamte nähere und weitere Umfeld finden, damit die Prioritäten entsprechend gesetzt werden.
Das bedeutet aber keinesfalls der Schule vorgreifen zu wollen. Nein, notwendiger ist es, die nötigen "Lernvoraussetzungen" zu entwickeln und die Umgebung zu "begreifen" und dadurch mathematische Grunderfahrungen zu sammeln.
Früher nannte man solche Kinder einfach Spätentwickler. Durch die heutige Lebensweise ist für diese Kinder die Chance geringer geworden, dass sich das von alleine "auswächst". Informierte und dafür sensibel gemachte Eltern und Erzieher bewerten das Spielen, die Bewegung, das Lernen und die Gestaltung des Alltags auch unter diesen Gesichtspunkten. Leider reicht aber das Wissen derer, die mit dem Kind täglich umgehen oft nicht aus, um in unserer künstlichen Umwelt Kinder entsprechend förderlich aufwachsen zu lassen.